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Wissen ist Nichts – Begreifen und Verstehen sind Alles

known_sense • Apr. 05, 2021

Warum Lerntools für einen echten Change nicht ausreichend sind

Dass man viel weiß, ist irrelevant, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther in seinem Videobeitrag für younity. Denn während man früher in vordigitalem Zeitalter mit Wissen noch angeben konnte, sei dies heute unbegrenzt für jeden und überall abspeicher- und wieder aufrufbar. Etwas zu wissen, hat daher keine Bedeutung, weil es mit mir als Individuum nichts zu tun hätte. Daher ginge es im Rahmen unserer (Weiter-)Entwicklung stets darum, sich nicht Wissen anzueignen, sondern zu Erkenntnisgewinnen zu gelangen. Und selbst das Erkennen ist lediglich eine rein kognitive Leistung ohne tiefere Bedeutung, wenn kein Begreifen und darüber hinaus wiederum Verstehen erzeugt werden würde. Denn beim Begreifen kommt der Körper hinzu und so erhalten die Dinge, hat das Wissen, die bzw. das ich verstehen will, eine ganz andere Bedeutung, die viel mehr mit mir als Persönlichkeit zu tun haben als jedes kognitive Lernhäppchen.


E-Learning - das Gehirn sagt „Nein, danke!°"

Hüthers Bild vom Lernen ist wohl auch der Grund, warum E-Learning nur bedingt funktioniert, denn warum sollte unser Gehirn, das anstrebt möglichst wenig Energie zu verbrauchen, es darauf anlegen, das, was einem auf schönen bunten Folien präsentiert wird, zu begreifen und zu verstehen? „Das ist viel zu aufwändig. Es steht doch alles im WBT – warum also auswendig lernen und anwenden; ich kann ja später, wenn es ggf. darauf ankommt, immer nochmal in die Lerneinheit schauen wie in eine Gebrauchsanleitung." Das ist soweit richtig, nur schlecht für die Informationssicherheit, deren Bedrohungen uns in der Regel nicht die Zeit geben, für jedes Risiko ein Handbuch-Kapitel aufzuschlagen und nachzuarbeiten.


In unserem Awareness-Modell der drei Layer bildet Wissen die Basislinie, die weiter geführt wird vom Wollen und Können. Projiziert auf Hüthers Modell, wäre  dem Wollen das Begreifen zugeordnet und dem Können das Verstehen. Tools, die wir kreieren, um Awareness zu generieren, sind vor allem Begreif- und Verstehens-Instrumente. Indem wir den Fokus auf Haptisches, Analoges, Persönliches, Diskursives, auf Involvement und Gemeinschaft setzen, heben wir Awareness vom Niveau des „Ich weiß, wo ich Informationen hierzu finde" auf ein „Ich weiß, was hier und jetzt zu tun ist". E-Learning-Tools gelingt dies nicht bei weitem.


Aus Nichts wird ein Bisschen

Dennoch würden auch wir auf Wissensvermittlung im Rahmen von Security Awareness-Kampagnen nicht verzichten wollen. E-Learning-Tools beziehen wir für die Kampagnen unserer Kunden, wenn sie nicht individuell von uns erstellt werde, über unseren Partner mybreev und deren Plattform Security Island. Hier ist das Hüther'sche „Nichts" wenigstens ein bisschen, ein paar Promille Awareness.


Das Bisschen, das Awareness-WBTs in der Lage zu leisten sind, basiert im Wesentlichen auf drei Funktionen:

  • Teaser und Begriffsklärungsumgebung für richtige Kampagnen mit haptischen Präsenztools, um das Begreifen zu fördern
  • KPI-Generator fürs Management
  • Quantitativer Nachweis bei gesetzlichen Vorgaben und Kundenanforderungen


Denn bis das Management, die Gesetzgeber, die Kunden und andere Hüther bzw. known_sense verstanden haben werden und in Bezug auf Sicherheitskommunikation so souverän agieren, dass sie auf rein Kognitives verzichten würden, werden Millionen von Sicherheitsvorfällen böse Schneisen durch die Unternehmen gezogen haben. Der Instant-Rückgriff auf WBTs ist daher nicht als Opportunismus, sondern als Minimal-Awareness im Sinne von Fast Food für Hungrige zu verstehen – in Zeiten der Pandemie, die kaum Präsenzmaßnahmen zulässt, um so mehr.


Mitarbeiter sind wie starke Bäume

Und um es mit Gerald Hüther zu sagen: einem Fohlen auf der Weide muss niemand sagen, was es braucht, um ein Pferd zu werden. Der Mensch mit dem Vorteil seines formbaren Hirns braucht jedoch die Begleitung, um zu erfahren, wie das Leben funktioniert. Das ist dann die Kehrseite der multioptionalen Formbarkeit. Dabei findet Hüther das Bild eines Baumes passend, einer, der frei und stark auf einer Wiese steht mit genügend Licht und Platz und ggf. noch Obst im Überfluss. Um im Security-Kontext einen solchen starken Baum zu schaffen, der allen Stürmen trotzt, braucht es eben auch mehr als Wissen. Wir arbeiten daran. Ständig. Denn Awareness ist auch die permanente Suche nach einem geeignetem, sichern Platz für all' die (teilweise noch zarten,) wachsenden „Bäume" in den Unternehmen, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die zu sensibilisieren wir so lieben.

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